Navigieren in der Gemeinde Wimmis

Dorfgeschichte

Die Geschichte von Wimmis reicht weit, ja sehr weit zurück. Nicht etwa das Schloss oder die Kirche bilden den Ursprung unseres Dorfes. Diese Gebäude sind zwar vor vielen Jahrhunderten erbaut worden. Aber schon Tausende Jahre vorher haben Menschen in unserer Gegend gewohnt. Nur dank umfangreichen Nachforschungen der Fachkommission Dorfgeschichte konnten wichtige Fakten zusammen getragen werden, welche einen wunderbaren Gesamtüberblick über die Entstehungsgeschichte von Wimmis erlauben.

Im Gemeindehaus Wimmis wurde eine ständige Ausstellung eingerichtet, welche Themen aus der Entstehungsgeschichte allen Interessierten näher bringt. Das Museum Wimmis historic wird Sie überraschen! Das Archiv der Fachkommission Dorfgeschichte ist umfangreich, lassen Sie sich überraschen! Wir sind bemüht, auch das Online-Angebot über historische Fakten ständig auszubauen.

Meilensteine in der Geschichte von Wimmis

Steinzeit; 10’000 – 2200 v.Chr.

Über die Ursprungsbevölkerung im Ausgang der letzten Eiszeit in unserer Gegend wissen wir wenig. Es waren wohl nicht sesshafte Jäger und Sammler. Beim Mamilchloch und beim Mudenbrünneli an der Simmenfluh haben sie uns ihre Spuren hinterlassen.


Bronzezeit / Zeit der Pfahlbauer: 2200 – 800 v.Chr.

Gefundene Gussklumpen belegen, dass die ersten sesshaften Bewohner unseres Gemeindegebietes am Nordhang des Pintels Bronze gegossen haben. Möglicherweise bauten sie ihre Siedlung bereits am Südhang des Pintels.


Eisenzeit / Latène; 800 — 15 v.Chr.

Auf den erhöhten Ebenen am Pintel, im Schindelfeld, am Ufer des Moossees, lebten seit ca. 450 v.Chr.Kelten. Es waren Bauern vom Stamm der Helveter. Zu ihrem Schutz legten sie auf der Kuppe des Pintels eine Erdburg an.


Gallo-römische Zeit; 15 — 420 n.Chr.

Eine Abteilung der in der Gegend von Thun stationierten römischen Legion dürfte um 200 n.Chr. auf dem östlichen Felssporn der Burgfluh einen Wachturm errichtet haben. Die Römer brachten Kirsche und Rebe und andere südländische Pflanzen in unsere Gegend. Sie nannten unseren Ort Vindemias, was „bei den Weinbergen“ bedeutet. Diese befanden sich am Südhang des Pintels, über dem Moossee. Pintel kommt vom volkslateinischen „Vinitel“, was kleiner Weinberg heisst. Nach 425 verlassen die römischen Legionen unsere Gegend. Die zugewanderten Römer und ausgediente Legionäre dürften in Vindemias verblieben sein.


Frühmittelalter; 400 — 800 n.Chr.

Im Zuge der Völkerwanderung dringen die kriegerischen Alamannen ab dem 5.Jh. über den Rhein nach Helvetien vor. Im 7.Jh erreichen diese unsere Gegend und nehmen auch von Vindemias Besitz und legen im Oberdorf ihre Höfe an und roden Wald um Ackerland zu gewinnen. Mit den einwandernden Alamannen verbreitet sich auch das Christentum in unserer Gegend. Dort, wo die heutige Kirche steht, also im Bering der Alamannensiedlung, entsteht im 7. Jh. ein erstes, kleines Gotteshaus, welches bereits im 9. Jh. Vergrössert wird. Ab 768 gehört Vindemis zum Reich Karls des Grossen.


Hochmittelalter; 800 – 1200

Das Reich Karl des Grossen zerfiel 843 in die drei Teile (Frankreich, Mittelreich und Deutschland). Die Grenze zwischen Mittelreich und Deutschland verlief damals durch den Thunersee. Somit lag Wimmis im Grenzland! Ein weiterer Zerfall des Mittelreiches 888 bewirkte, dass Wimmis im Königreich Burgund lag. König Rudolf II. von Hochburgund (912 – 937) heiratet 922 die alamannische Herzogstochter Bertha. Die burgundische Königin Bertha soll die Kirche Wimmis (zusammen mit elf anderen Kirchen rund um den Thunersee) gestiftet haben. Wir wissen aber, dass es sich hierbei um die dritte Erweiterung des Gotteshauses in eine dreischiffige Basilika (in romanischem Baustil) in der Zeit zwischen 919 und 937 handelt. Aus dem Jahr 994 endlich stammt die erste schriftliche Nachricht von Wimmis (Vindemis). Es handelt sich um den Abtretungsvertrag des königlichen Gutes von Wimmis an das (burgundische) Kloster Selz im Elsass.


Die Herren von Strättligen und Wimmis

Wappen der Herren von WindemisWimmis wird erst 1228 wieder erwähnt, als es zum Bistum Lausanne gehörte, dessen Kirchenverzeichnis Wimmis als kirchlich zinspflichtig aufführt. Um 1200 sind die Herren von Strättligen im Besitz von Wimmis. Nachkommen der Herren von Strättligen lassen sich in Wimmis nieder und nennen sich Herren von Windemis. Sie führen ein eigenes Wappen (Roter Grund, nach links gehender goldener Pfeil über drei weissen Rosen). Das erste Wappen von Wimmis war das Banner der Herren zu Windemis.


Die Weissenburger

Wappen der Weissenburger - heutiges Gemeindewappen1286; Wimmis gelangt als Lehen an die Herren von Weissenburg. 

1288; Kampf am Hag (in der Lochmatte) zwischen den Weissenburgern und Bern. Wimmis erhält vom König das Stadtrecht und wird fortan mit einer Ringmauer gesichert. Bedeutende Reste dieser Wehranlagen sind heute noch erkennbar (Stadtmauer, Gärbiturm, Schwirrebogemätteli). Wimmis wird zum eigentlichen Machtzentrum der Freiherren von Weissenburg. Deren Burg-Wappen wird heute noch als Wimmis-Gemeindewappen geführt (weisse Doppelburg auf rotem Grund). Seit ca. 1250 ist das Wappen der Freiherren von Weissenburg in Wimmis bekannt. Dieses wurde später als Gemeindewappen übernommen. 
 


Berner Zeit

1334; Erfolgt erneut eine hartnäckige Belagerung durch die Berner. Das Städtchen samt Gotteshaus wird zerstört und verbrannt. Die Burg kann nicht eingenommen werden. Der Streit endet mit einem Waffenstillstand und der Übergabe der Feste Wimmis an Bern. Wimmis wird den Bernern „ein offenes Haus“. Der Schlüssel zur Burg muss in Bern an der Kreuzgasse aufgehängt werden. Die Weissenburger sind fortan Bern-Bürger. Das Bild zeigt die Belagerung von Burg und Städtchen Wimmis anno 1334 durch die Berner endete mit dem Frieden zwischen Bern und den Weissenburgern.

Belagerung durch Berner 1334
Später wird die Kirche wieder provisorisch aufgebaut: Anstelle der dreischiffigen Basilika entsteht nur eine einfache Hallenkirche – dieses Provisorium dauert noch heute an!

1339; Müssen die Niedersimmentaler an der Seite Berns mit 300 Mann in die Schlacht bei Laupen ziehen.

1449; Kauft die Stadt Bern die Herrschaft Wimmis für 1’040 rheinische Gulden von Niklaus von Scharnachthal. Noch im selben Jahr taucht der erste bernische Kastlan auf der nun definitiv bernisch gewordenen Burg Wimmis auf. Ihm folgen bis 1798 (dem Jahr des Unterganges des alten Berns in den französischen Revolutionswirren) weitere 75 Vögte. Unter bernischer Herrschaft wird die alte Trutzburg in mehreren Etappen zu einem bewohnbaren Schloss ohne fortifikatorische Eigenschaften umgebaut.


Die Zeit nach 1500

1527; Wendet sich Wimmis vom katholischen Glauben ab und wird reformiert.

1740; Das Schloss erhält das heutige Aussehen durch den Anbau des Südtraktes.

1766; baut Erasmus Ritter die Steinbrücke in der Port.

Steinbrücke Port


Liberalismus

1798; Am 18. März 1798 weicht die aus sieben Mann (!) bestehende Besatzung des Schlosses Wimmis den aufmarschierenden Franzosen. Ein Freiheitsbaum wird errichtet – es entsteht der Kanton Oberland, mit Thun als Hauptstadt. 

1800; Wird die neue Simmentalstrasse durch die Port eröffnet (die Route führte bislang über die Spissi). Einführung der Pferdepost (Postkutsche) anstelle der Postreiter. Erstes Postbüro im Brodhüsi (gegenüber Restaurant Hirschen).

1803; Wimmis wird Hauptort des Amtsbezirks Niedersimmental.

1815; Bau des Amtshauses durch Niklaus Bähler.


Industrialisierung

In Wimmis wandelt sich das Zeitalter reiner Landwirtschaft und Selbstsorge in die neue Epoche von Technik, Handel und Tourismus.

1850; Bau der Zündholzfabrik im Brodhüsi.
1856; Bau eines ersten Gasthauses auf dem Niesen durch Alt Regierungsstatthalter Weissmüller. Dieses wird zusammen mit dem Reitweg Wimmis – Niesen 1858 eröffnet.
1897; Bau und Einweihung der Eisenbahnlinie Spiez – Erlenbach (SEB). Detailbericht [pdf, 1.9 MB]
1904; Einführung der elektrischen Beleuchtung.
1906; Bau des Stauwehrs in der Port durch die Bernischen Kraftwerke. Bau des Wassertunnels und der Wasserbrücke über die Kander. Bild unten:

Stauwehr Port

1910; Neubau Sekundarschulhaus im Oberdorf
1911; Waldbrand an der Simmenfluh. Detailbericht [pdf, 1.3 MB]
1913; Erwerb Alp Ahorni von der Burgergemeinde
1916; Beginn Verbauungsarbeiten Niesennordhang / Ahorni 
1917; Bau der „Eidgenössischen Kriegspulverfabrik“ im Gmündengand. Bild unten:

Bau Kriegspulverfabrik 1917


Die Nachkriegszeit

1947; Beginn der Teerung der Dorfstrassen
1961; Erweiterungsbau Schulanlage Oberdorf
1964; Baubeginn Schulhausanlage im Chrümig. Einweihung 1965
1973; Wimmis führt Strassennamen ein. Eröffnung der Autobahn Lattigen – Wimmis.
1981; Bau des neuen Gemeindehauses
1989; Bau der Velo-Holzbrücke über die Simme


Die 90er-Jahre

1992; Auflösung Spar- und Leihkasse Niedersimmental (im Zusammenhang mit Konkurs Spar- und Leihkasse Thun)
1992; Übernahme Ersparniskasse Niedersimmental durch Amtsersparniskasse Thun
1994; Bau der Sporthalle Chrümig
1997; Überdachung Rollhockeyplatz zu Mehrzweckhalle Herrenmatte
1999; Pulverfabrik Wimmis wird zur Nitrochemie AG


Das neue Jahrtausend

2007; Baustart des Wärmeverbundes durch die Axpo AG
2007; Neuer Simmenübergang im Brodhüsi anstelle des 2005 durch Hochwasser zerstörten Steges
2008; Das Alterszentrum „Bachtele“ wird eröffnet
2008; Umbau Altes Schulhaus zu Unterkunft Schlossblick
2010; Amtsbezirk Niedersimmental wird aufgehoben. Statthalteramt, Gericht, Zivilstandsamt und Betreibungsamt sind nicht mehr in Wimmis
2010; Kanton verkauft Amtshaus an Burgergemeinde
2015; Zusammenlegung Feuerwehr mit den Gemeinden Reutigen und Zwieselberg zur neuen Feuerwehr Simmenfluh
2016; Übernahme Wärmeverbund zusammen mit der Burgergemeinde
2016; Baustart Wohn- und Geschäftszentrum der AEK Bank


Quellen:
Archiv Fachkommission Dorfgeschichte
Archis Köhli
Schrift "Burgen, Schlösser und Ruinen im Simmental 2006"
Schrift "Neues aus Alt-Wimmis 2008"